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irida
Max Meinzold © Oetinger

Markus Heitz

Irida

Irida und die Stadt der Geheimnisse (Band 1)

Illustrationen von: Max Meinzold
Verlagsgruppe Oetinger (2025) | 368 Seiten | 18,00 €
ISBN: 978-3-7512-0578-8
Genre: Fantasy, Jugendbuch, Coming of Age | Altersempfehlung: ab 10
Klappentext:

Das geheime Zauberreich

Nächtliche Raubgräber im Maisfeld, ein rätselhafter Schlüssel und ein Vermisster in den Schlossberghöhlen – in denen es obendrein spukt! Irida und ihre Freunde, die „Furchtlosen“, gehen dem seltsamen Fall im beschaulichen Städtchen Hohenburg nach. Die mysteriösen Ereignisse führen Irida auf die Spur einer geheimen Anderswelt – und von bösartigen Wesen, die als Menschen getarnt unter den Einwohnern leben. Woher kommen sie? Was haben sie vor? Ist das mystische Reich in Gefahr? Irida und ihre Freunde wissen bald nicht mehr, wem sie vertrauen können. Und dann gibt es da noch ein allgegenwärtiges Kaninchen…

Kurzbewertung

Handlung & Spannung:

Idee & Originalität:

Cover & Aufmachung:

Charaktere & Entwicklung:

Schreibstil & Sprache:

Gesamtbewertung:

Mit „Irida und die Stadt der Geheimnisse“ betritt Bestsellerautor Markus Heitz (der für mich bekannt für Reihen wie Die Zwerge und Die Legenden der Albae ist) das Terrain der Kinder- und Jugendbücher. Und er tut das mit einer beeindruckenden Dichte: Schon auf den ersten Seiten etabliert er eine geheimnisvolle, fast schon gruselige Atmosphäre, die das beschauliche Städtchen Hohenburg in den Mittelpunkt stellt. Nächtliche Raubgräber, verschwundene Menschen in den Schlossberghöhlen und das Auftauchen eines rätselhaften Schlüssels sind die Funken, die Irida und ihre Freunde, die sich selbst „die Furchtlosen“ nennen, zur Ermittlung anstiften. Schnell stoßen sie auf Spuren einer verborgenen Anderswelt voller Magie und uralter Gefahren.

 

Das Setting: Hohenburg – Eine Kleinstadt voller Geheimnisse

Hohenburg ist eine Kleinstadt mit etwa zwölftausend Einwohnern. Sie ist umgeben von viel Wald, Bächen und einer hügeligen, verwunschenen Landschaft.

Die Region ist reich an Historie: Es finden sich jahrhundertealte keltische Hügelgräber, ein römisches Freilichtmuseum mit nachgebauten Häusern und die Ruine eines mittelalterlichen Klosters, von der man einen herrlichen Blick auf das Tal hat.

Das Herzstück der mysteriösen Ereignisse ist der sagenhafte Schlossberg mit Europas größter Buntsandsteinhöhle, den Schlossberghöhlen (dreizehn Stockwerke tief, von denen drei besucht werden können). Auf dem Berg stehen die Ruine der Hohenburg, die Reste einer später dazu erbauten Festung, und auf dem benachbarten Charlesberg sind die Überbleibsel des gleichnamigen Schlosses zu finden.

Die Atmosphäre des Buches lebt davon, dass sich um diesen Ort zahlreiche lokale Sagen und Legenden ranken, die in die Geschichte einfließen. 

 

Visuelle Gestaltung

Das Buch ist hochwertig und ansprechend gestaltet. Das von Max Meinzold ausgezeichnet illustrierte Cover ist ein Blickfang: Es zeigt Irida in Großaufnahme, während die Gruppe der „Furchtlosen“ im unteren Bereich eingebettet ist. Die Lackierung ist partiell und hebt gezielt den Titelschriftzug hervor.

Obwohl der attraktive Farbschnitt ein schönes Extra ist, muss man konstatieren, dass dieses Gestaltungsmerkmal heute bei Neuerscheinungen, die auf Trend aufbauen, sehr verbreitet ist. Dennoch werten Cover, Lackierung und Farbschnitt die haptische Erfahrung auf. Das Cover des zweiten Bandes wird sich 2026 im gleichen Stil nahtlos in die Reihe einreihen.

 

Die Hauptfiguren: Irida und die Furchtlosen

Die Clique der „Furchtlosen“ ist ein bunter Haufen von Außenseitern, deren unterschiedliche Talente und Eigenheiten die Gemeinschaft stärken. Die Botschaft ist klar und wichtig für die junge Zielgruppe: Freundschaft, Loyalität und der Zusammenhalt im Anderssein sind die größten Superkräfte.

  • Irida Becker (14): Die Protagonistin hat kantigere Gesichtszüge und trägt ihre langen, dunklen Haare meist in Zopffrisuren. Sie hat ein sympathisches, aber geheimnisvolles Lächeln. Sie stottert leicht, wenn sie aufgeregt ist, und hinkt links ein bisschen. Ihre Stärke liegt in ihrem Mut und ihrer Cleverness, nicht in körperlicher Perfektion.

  • Cedric Mayer (14): Er ist gutaussehend und hat welliges, blaues Haar, das er nach hinten stylt. Als K-Pop-Fan trägt er entsprechende Outfits und betreibt eigene Kanäle im Internet mit Wissen und Tanzchoreografien. Er gründete die Furchtlosen, nachdem er gemobbt wurde.

  • Marian Jeremy Dumitru (13): Er ist eine Sportskanone aus Rumänien, ein extrem guter Sprinter, Kletterer und Hochspringer. Er hat dunkelblonde Haare, trägt meist Sportkleidung und fährt Rad wie ein Stuntman. Er redet und handelt manchmal etwas vorschnell.

  • Jinjin Sophia Zimmer (14): Mit einer chinesischen Mutter hilft sie gelegentlich im Familienrestaurant. Ihr Lieblingsfach ist Deutsch, da sie sämtliche Legenden und Sagen im Umfeld von Hohenburg kennt. Ihre schulterlangen schwarzen Haare werden durch ihre bunte Brille betont.

 

Aufbau und Schreibstil

Die Handlung ist unbestreitbar spannend und Heitz versteht es meisterhaft, mit Cliffhangern zu arbeiten. Er verwebt mehrere Handlungsstränge – Iridas exzentrischer Onkel, geheimnisvolle Grabungen, das allgegenwärtige Kaninchen und die Bösewichte in Menschengestalt – die den Leser in einem rasanten Tempo durch die Seiten treiben.

Allerdings kann dieses Tempo gerade für die jüngere Zielgruppe eine Herausforderung darstellen. Der häufige, teils sprunghafte Wechsel der Perspektiven und die vielen unaufgelösten Fragen an den Kapitelenden können verwirren und führen dazu, dass sich der rote Faden erst spät im Buch herauskristallisiert.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die häufige Wiederholung von Charakterzügen und Äußerlichkeiten (wie Iridas Stottern und Hinken oder die Beschreibung der Fahrräder). Dieses Stilmittel dient zwar der Festigung der Figuren, wird aber irgendwann in meinen Augen zu inflationär eingesetzt, was den Text streckt. Ich hätte mir dafür durchaus lieber mehr Charaktertiefe gewünscht, weil irgendwann, spätestens in der Hälfte des Buches, hatte ich auf jeden Fall verstanden wer wie aussieht und welche Herkunft die Figur hat.

 

Autor & Hintergrund

(Informationen aus dem Interview zwischen Heitz und Oetinger) Markus Heitz, der bekanntermaßen eine große Bandbreite verschiedenster Genres bedient, schrieb das Buch, weil Ideen bei ihm nie das Problem sind und er sich gern in verschiedenen Erzählformen ausprobiert. Die Wahl des Jugendbuchs ist dabei bewusst mit dem Thema Coming-of-Age verknüpft:

  • Das Motiv des Außenseiters: Heitz betont, dass sich Heranwachsende oft wie Außenseiter oder Aliens fühlen, besonders wenn sie andere Interessen als der „übliche Standard“ haben. Irida, die in eine düstere Kleinstadtidylle nicht recht zu passen scheint, ist ein Spiegelbild dieses Gefühls.

  • Vielfalt und Toleranz: Für Heitz, der sich selbst als „Alt-Grufti“ bezeichnet und seit über 30 Jahren fast nur Schwarz trägt, ist Anderssein absolut in Ordnung, solange man andere respektiert. Die Furchtlosen selbst stehen für die Kraft der Vielfalt, bei der sich die Unterschiede der Charaktere perfekt ergänzen.

  • Freundschaft als Konstante: Das Thema Freundschaft steht bewusst im Mittelpunkt, da es eine verlässliche Konstante im Leben sein kann – die Fähigkeit, sich im stärksten Sturm vertrauen zu können und ohne Misstrauen Geheimnissen auf den Grund zu gehen.

  • Das Kaninchen: Das allgegenwärtige Kaninchen im Buch ist eine Anspielung auf Popkultur (wie Monty Python oder Buffy), die weiß, dass hinter dem niedlichen Schein oft mehr steckt – sie haben es „möhrendick und -lang hinter den Löffeln“.

 

Fazit

„Irida und die Stadt der Geheimnisse“ ist ein sehr guter und vielversprechender Auftakt einer neuen Jugend-Fantasy-Reihe. Die originelle Grundidee, das tolle Setting und die mutige, clevere Protagonistin überzeugen. Trotz der Schwächen in der Balance zwischen Tempo, Erklärungen und emotionaler Tiefe ist das Buch durchgehend fesselnd. Markus Heitz hat ein magisches Tor aufgestoßen, das junge (und auch erwachsene) Fantasy-Fans in seinen Bann ziehen wird. 

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