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furcht1
Design von Kyo Ayano, © Panini Verlags GmbH

Jouku Kawakami

Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan

Band 1 von 8

Illustrationen/Fotografien von: Kyo Ayano
Originaltitel: Osore: Reiwa Kaidan (2022) | Übersetzt von: Gregor Wakounig
Panini Verlags GmbH, 2025 | 192 Seiten | 8,99 €
ISBN: 978-3-7416-4191-6
Genre: Horror/Thriller | Altersempfehlung: ab 18
Klappentext:Nichts für schwache Nerven!
Die Kurzgeschichten in diesen Horrormanga behandeln alltägliche Themen, die wir alle kennen. Doch auch, wenn wir mit allem vertraut zu sein scheinen und den Schrecken dahinter auf den ersten Blick nicht erkennen, so trägt doch jeder Gegenstand, jede Konversation, jeder Mensch ein dunkles Geheimnis in sich, das sich eines Tages möglicherweise offenbaren wird. Der nette ältere Herr, die hübsche Frau vom Lieferdienst oder die Beauty-App …
Man kann sich nie sicher sein, wo der nächste Albtraum lauert.

Kurzbewertung

Handlung & Spannung:

Idee & Originalität:

Cover & Aufmachung:

Charaktere & Entwicklung:

Schreibstil & Sprache:

Gesamtbewertung:

Der erste Band von Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan präsentiert sechs eigenständige Kurzgeschichten, die tief in den Alltag moderner japanischer Gesellschaft eintauchen – und ihn mit subtilen wie auch drastischen Horrorelementen durchbrechen. Ob Dating-Apps, Lieferdienste oder digitale Filter: Die Geschichten greifen vertraute Situationen auf und verwandeln sie in unheimliche Szenarien, die psychologisch verstören oder übernatürlich eskalieren. Dabei bleibt jede Episode in sich abgeschlossen und bietet eine eigene Perspektive auf die Frage: Was passiert, wenn das Gewöhnliche plötzlich bedrohlich wird?

Als Horrorfan habe ich mich richtig auf diesen Manga gefreut. Die Idee, kurze Gruselschocker direkt im Alltag zu verankern, fand ich spannend – gerade weil solche Geschichten oft besonders nah gehen. Band 1 hat mir insgesamt gut gefallen. Einige Storys waren zwar etwas schräg oder unerwartet, aber gerade das hat sie interessant gemacht. Die Länge der Kapitel war angenehm: nicht zu lang, nicht zu kurz, und sie ließen sich flüssig lesen. Für zwischendurch oder als Einstieg in japanischen Horror ist dieser Band definitiv eine Empfehlung wert.

 

Inhalt (ohne Spoiler!)

In „Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan – Band 1“ steht nicht eine einzelne Hauptfigur im Mittelpunkt, sondern jede der sechs Kurzgeschichten bringt ihre eigene Hauptperson mit. Es sind ganz normale Menschen, die in ihrem Alltag plötzlich mit unheimlichen oder übernatürlichen Ereignissen konfrontiert werden. Die Geschichten spielen in der heutigen japanischen Gesellschaft, in einer Welt, die von Technologie, sozialen Medien und urbanem Leben geprägt ist. Gerade diese vertraute Umgebung macht den Horror besonders wirkungsvoll, denn die Bedrohung kommt nicht aus einer fremden Fantasiewelt, sondern aus dem Gewöhnlichen. Der Konflikt entsteht in jeder Geschichte durch die Konfrontation mit etwas Unbekanntem, das sich langsam in den Alltag einschleicht und ihn aus den Fugen bringt. Die Figuren geraten in Situationen, die zunächst harmlos erscheinen, sich aber zunehmend als gefährlich oder verstörend entpuppen. Das zeigt sich auch im Inhaltsverzeichnis:

  • Kapitel 1: Sugardaddy

  • Kapitel 2: Der tanzende Schatten

  • Kapitel 3: Essenszustellung

  • Kapitel 4: Gesichtsfilter

  • Kapitel 5: Der Schnüffler

  • Kapitel 6: Masken

Jede Geschichte ist in sich abgeschlossen, hat eine angenehme Länge und lässt sich gut lesen. Sie greifen moderne Ängste auf und zeigen, wie nah der Horror unserer Realität tatsächlich ist.

Die einzelnen Kapitel in Band 1 greifen ganz unterschiedliche Alltagssituationen auf und verwandeln sie in beklemmende Horrorerlebnisse. In „Sugardaddy“ begleitet man eine Studentin, die sich auf ein Treffen mit einem wohlhabenden Mann einlässt – doch schon beim ersten Kontakt liegt eine düstere Stimmung in der Luft, die sich schnell zu etwas Bedrohlichem entwickelt. „Der tanzende Schatten“ beginnt harmlos mit einer Tanz-App, doch die junge Frau, die sie nutzt, merkt bald, dass sie nicht mehr allein ist – und dass die Schatten um sie herum ein Eigenleben führen. Die Geschichte „Essenszustellung“ spielt mit der Idee, dass tägliche Bestellungen nicht nur bequem, sondern auch gefährlich sein können – besonders, wenn die Lieferantin mehr als nur Essen bringt. Und dann gibt es da noch „Gesichtsfilter“, die kürzeste Geschichte im Band. Gerade weil sie so knapp erzählt ist, trifft sie umso härter, vor allem die Realität.  In „Der Schnüffler“ wird die Geschichte eines Mobbers über einen Podcast öffentlich gemacht – mit Folgen, die weit über das Erwartbare hinausgehen. Und schließlich „Masken“, eine Geschichte, die sich mit der Frage beschäftigt, wer sich hinter einer medizinischen Maske verbirgt – ein alltägliches Bild in Japan, das hier zur Quelle des Grauens wird. Jede Geschichte hat ihren eigenen Ton und ihre eigene Dynamik, aber gemeinsam zeigen sie, wie nah der Horror unserer Realität tatsächlich ist.

Meine Meinung

Der Manga liest sich insgesamt flüssig und atmosphärisch, mit klaren Bildern und pointierten Dialogen, die den Horror oft eher andeuten als aussprechen. Die Geschichten sind kurz gehalten, was dem Stil zugutekommt: Es wird nicht unnötig ausgeschmückt, sondern direkt auf den Punkt erzählt. Der Schreibstil ist dabei weder besonders poetisch noch komplex, sondern eher nüchtern und effektiv, was gut zur düsteren Grundstimmung passt.

Die Charaktere wirken glaubwürdig, auch wenn sie nur wenig Raum zur Entwicklung haben. Man erfährt meist nur das Nötigste über sie, was aber ausreicht, um mitzufiebern, gerade weil sie so alltäglich und nahbar wirken. Es sind Menschen, wie man ihnen im echten Leben begegnen könnte, was den Grusel noch verstärkt. Ihre Reaktionen auf das Unheimliche sind nachvollziehbar, auch wenn manche Entscheidungen etwas überzeichnet erscheinen, was im Horrorgenre aber durchaus üblich ist.

Die Handlung der einzelnen Kapitel ist abwechslungsreich und greift moderne Themen auf, etwa Schönheitsideale, digitale Kommunikation oder soziale Isolation. Manche Wendungen sind vorhersehbar, andere überraschen mit einem originellen Twist. 

Was diesen Band besonders auszeichnet, ist die Kombination aus moderner Alltagswelt und klassischem Horrorgefühl. Die Geschichten sind kurz, aber effektiv, und schaffen es, mit wenigen Mitteln eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen. Wer Horror mag, der nicht auf Blut und Splatter setzt, sondern auf psychologischen Druck und subtile Irritation, wird hier definitiv fündig. 

Fazit

„Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan – Band 1“ ist perfekt für alle, die kurze, pointierte Horrorgeschichten mögen, die ohne viel Blut auskommen und stattdessen mit psychologischer Spannung und Alltagsnähe arbeiten. Besonders Leser, die sich für japanische Kultur, urbane Themen und moderne Technologien interessieren, werden hier auf ihre Kosten kommen. Auch für Manga-Neulinge ist der Band gut geeignet, da die Geschichten in sich abgeschlossen sind und sich schnell lesen lassen.

Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus – vor allem für Horrorfans, die mal etwas anderes suchen als klassische Geistergeschichten oder Splatter-Manga. Die Geschichten sind originell, atmosphärisch und greifen aktuelle Themen auf, ohne sich in Klischees zu verlieren. Wer Lust auf einen kleinen Schauer zwischendurch hat, sollte unbedingt einen Blick in diesen Band werfen.

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