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witcher
Cover Daniel Valaisis © Panini Verlags GmbH

Anita Sarna, Karolina Krupecka

Witcher

Das offizielle Kochbuch

Fotografien/Illustrationen von: Daniel Valaisis, Srdjan Vidakovic
Originaltitel (USA): The Witcher Official Cookbook: Provisions, Fare, and Culinary Tales from Travels Across the Continent (2023) | Übersetzt von Andreas Kasprzak
Panini Verlags GmbH (2023) | 256 Seiten | 35,00 €
ISBN: 978-3-8332-4405-6
Genre: Fanliteratur, Kochen und Backen | Altersempfehlung: ab 12
Klappentext: »Alles in diesem Band ist es wert, ausprobiert und gekostet zu werden. Experimentiert herum! Schließlich ist die Küche kein Ort für Pedanten. Ich jedenfalls verschwinde mit The Witcher – Das offizielle Kochbuch unverzüglich in der Küche!« —Andrzej Sapkowski
Transparenzhinweis: Diese Rezension basiert auf einem kostenlos zur Verfügung gestellten Leseexemplar des Verlags.

Kurzbewertung

Rezeptvielfalt:

Idee & Originalität:

Gestaltung & Layout:

Verständlichkeit & Struktur:

Spaßfaktor beim Nachkochen:

Gesamtbewertung:

Die Welt von The Witcher ist ein vielschichtiges Universum, das ursprünglich aus der Feder des polnischen Autors Andrzej Sapkowski stammt. Was als Sammlung von Kurzgeschichten begann, entwickelte sich zu einer epischen Romanreihe, die mit ihrer düsteren Atmosphäre, moralischen Ambivalenz und osteuropäisch geprägten Folklore einen ganz eigenen Ton in der Fantasy-Landschaft etablierte (und ja, ich bin ein Fan der Bücher!). Sapkowskis Hexer Geralt von Riva ist kein strahlender Held, sondern ein pragmatischer Monsterjäger mit trockenem Humor und einem Hang zur Melancholie und Ausdrücken.

Die Popularität der Bücher wurde durch die Videospielreihe von CD Projekt Red noch einmal massiv gesteigert. Besonders The Witcher 3: Wild Hunt gilt als Meilenstein des modernen Rollenspiels und hat die Welt des Kontinents für Millionen von Spielern greifbar gemacht. Die Netflix-Adaption hingegen spaltet die Fangemeinde: Während die erste Staffel mit Henry Cavill als Geralt noch viel Lob erhielt, sorgten spätere Staffeln mit zunehmender Abweichung vom Quellmaterial und dem Ausstieg Cavills für Enttäuschung und Kritik. Gerade deshalb ist es umso schöner, wenn ein Werk wie The Witcher – Das offizielle Kochbuch wieder näher an die Wurzeln der Saga rückt und die Welt auf eine neue, sinnliche Weise erfahrbar macht.

Das Buch ist eine Hommage an die kulinarische Vielfalt des Kontinents und wurde von den Autorinnen der Blogs Witcher Kitchen und Nerd’s Kitchen verfasst. Es enthält nicht nur Rezepte, sondern auch Geschichten, Legenden und kulturelle Einblicke, die tief in der Welt der Hexer verankert sind. Besonders hervorzuheben ist das vierseitige Vorwort von Sapkowski selbst, das nicht nur literarisch unterhaltsam ist, sondern auch seine persönliche Sicht auf die Welt, die Figuren und die Bedeutung von Essen im Kontext der Saga vermittelt.

Schon das Cover des Buches ist ein Hingucker: Mit Bordüren und Lackierung versehen, zeigt es einen Wanderer beim Essen im Sonnenuntergang – ein stimmungsvoller Einstieg, der die erzählerische Linie des Buches visuell aufgreift und Lust auf mehr macht.

 

Inhalt

Das Kochbuch ist nicht nach klassischen Kategorien wie Vorspeise, Hauptgericht und Dessert gegliedert, sondern folgt einer geografischen Struktur, die die Vielfalt des Kontinents widerspiegelt. Jede Region steht für eine eigene kulinarische Identität, und die Rezepte sind entsprechend ausgewählt und arrangiert. Die Reise beginnt in Weißgarten, führt über Velen, Oxenfurt und Novigrad bis zu den Skellige-Inseln, Beauclair, Toussaint und schließlich Kaer Morhen – dem legendären Sitz der Hexer.

Jede Region bringt ihre eigenen Spezialitäten mit: rustikale Eintöpfe aus Velen, feine Weine und Süßspeisen aus Toussaint, herzhafte Fischgerichte von den Skellige-Inseln oder kräftige Fleischgerichte aus Kaer Morhen. Die Rezepte sind eingebettet in atmosphärische Einleitungstexte, die wie kleine Tagebucheinträge eines reisenden Erzählers wirken. Dieser berichtet von Festen, Sturmfluchten, Begegnungen mit Müllern, Wirten und Köchinnen und wie er dabei die Gerichte kennenlernt. Ein Beispiel: „Ein aufziehender Sturm zwang uns, vom Gelände vor den Windmühlen ins Haus des Müllers umzuziehen…“ – solche Passagen machen das Buch nicht nur kulinarisch, sondern auch literarisch reizvoll (und aus urheberrechtlichen Gründen verzichte ich auf zu lange Textpassagen mitten aus dem Buch).

Neben dem umfangreichen Vorwort enthält das Buch eine zweiseitige Einführung, die die Autorinnen nutzen, um ihre Motivation, Herangehensweise und die Verbindung zur Witcher-Welt zu erklären. Eine weitere Doppelseite widmet sich der praktischen Nutzung des Buches: Hier finden sich Hinweise zu Zutaten, Küchengeräten, Zubereitungstechniken und Tipps für Variationen. Besonders hilfreich sind die Hinweise, wenn Zutaten nur zum Servieren gedacht sind oder wenn Alternativen angeboten werden. Das macht das Buch auch für weniger erfahrene Köche gut nutzbar.

 

Meine Meinung

The Witcher – Das offizielle Kochbuch ist weit mehr als ein Fanartikel. Es ist ein Kochbuch von Fans für Fans mit gewissem literarischem Anspruch und atmosphärischer Tiefe. Die Rezepte sind klar und verständlich formuliert, die Zutaten sinnvoll gegliedert und die Portionen großzügig bemessen. Die Fotografien sind im mittelalterlichen Stil gehalten und setzen die Gerichte authentisch in Szene, folglich also kein Hochglanz, sondern stimmungsvolle Inszenierung, die zur Welt passt.

Ein kleiner Kritikpunkt ist das Fehlen der Zubereitungszeiten, was beim Planen etwas umständlich sein kann. Dennoch ist das Meckern auf hohem Niveau, denn die Rezepte sind insgesamt gut umsetzbar. Beim Probekochen habe ich den „Fasanerie-Rindstopf“ und das „Schokoladensoufflé mit Sangreal-Rotweinsoße“ ausprobiert. Der Rindstopf war aromatisch und durch die Backpflaumen besonders rund im Geschmack. Das Soufflé ist mir zwar etwas eingefallen  (ich war wohl zu ungeduldig), aber geschmacklich war es ein voller Erfolg! [Ein kurzer Einschub, da ich das Buch seit 2024 besitze: Natürlich habe ich weit aus mehr Rezepte aus diesem Buch gekocht, ich hatte mir nur zwei Rezepte bewusst zum Probekochen heraus gesucht].

Besonders schön ist die Möglichkeit, die Geschichten rund um die Gerichte beim Kochen mitzulesen oder sogar vorzulesen. Ich habe das beim gemeinsamen Kochen ausprobiert und festgestellt, dass es die Atmosphäre enorm bereichert, vor allem dann, wenn die Mit-Köchin die Reihe nicht kennt und sich fragt, was das für eine Welt ist, in die wir da eintauchen. Die Texte sind charmant, informativ und tragen zur Immersion bei, fast so, als würde man selbst durch die Tavernen und Küchen des Kontinents reisen.

 

Fazit

Dieses Kochbuch ist eine Liebeserklärung an die Welt von The Witcher. Es verbindet kulinarische Kreativität mit erzählerischer Tiefe und bietet sowohl Fans der Saga als auch neugierigen Hobbyköchen ein besonderes Erlebnis. Die regionale Gliederung, die Geschichten, das Vorwort von Sapkowski und die liebevolle Gestaltung machen es zu einem echten Highlight im Bücherregal. Wer die Welt der Hexer liebt, wird hier nicht nur satt, sondern auch inspiriert. Und wer bisher nur die Spiele oder die Serie kennt, bekommt vielleicht Lust, auch die kulinatische Seite des Kontinents zu entdecken, am besten mit einer dampfenden Bier-Käse-Suppe und einem Gläschen Redanischem Kräuterwodka in der Hand.

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