Jouku Kawakami
Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan
Band 2 von 8
Das erwartet dich in Band 2: Erneut führen uns die Kurzgeschichten in diesem Horrormanga in vertraute Umgebungen, doch die Schatten, die wir im Augenwinkel zu sehen glauben, sind gefährlich real. Ein einziger unbedachter Moment genügt, um das Unbehagen aus seinem Versteck zu locken und unser gewohntes Leben zu erschüttern. Denn das wahre Grauen braucht keine alten Ruinen oder fremden Gestalten, um sich zu zeigen – es wohnt mitten unter uns, in den Dingen, die wir für selbstverständlich halten. Ein KI-Bildgenerator, eine Dating-App oder ein entspannendes ASMR-Video … Nicht einmal das, was uns das Leben erleichtern sollte, bleibt unberührt.
Kurzbewertung
Handlung & Spannung:
Idee & Originalität:
Cover & Aufmachung:
Charaktere & Entwicklung:
Schreibstil & Sprache:
Gesamtbewertung:
Der zweite Band von Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan knüpft nahtlos an die Atmosphäre des ersten Bandes an und erweitert das Spektrum des Alltagsgrauens um neue, verstörende Facetten. Wieder stehen vertraute Umgebungen und moderne Technologien im Zentrum: Diesmal sind es unter anderem ein KI-Bildgenerator, eine Dating-App oder ein scheinbar harmloses ASMR-Video, die sich als Einfallstore für das Unheimliche entpuppen. Der Manga zeigt erneut, dass das Grauen keine alten Ruinen oder klassischen Monster braucht, um sich zu entfalten. Es genügt ein einziger Moment der Unachtsamkeit, und das Bekannte wird zur Bedrohung.
Auch ohne Vorkenntnisse aus Band 1 lässt sich dieser Band problemlos lesen. Die Hauptgeschichten sind in sich abgeschlossen und bieten immer noch einen guten Einstieg in die Reihe. Besonders spannend ist die Struktur: Neben neun regulären Geschichten enthält der Band eine zusätzliche Kurzgeschichte sowie eine Reportage, die jeweils mit einer „1“ gekennzeichnet sind. Diese Markierung und die offenen Enden lassen vermuten, dass sie in einem späteren Band fortgesetzt werden könnten.
Inhalt (ohne Spoiler!)
Wie schon im ersten Band steht auch hier nicht eine einzelne Hauptfigur im Mittelpunkt. Jede Geschichte bringt ihre eigene Hauptperson mit: Menschen, die sich in ihrem Alltag plötzlich mit etwas Unheimlichem konfrontiert sehen. Die Welt ist erneut die moderne japanische Gesellschaft, geprägt von Technik, Medien und urbanem Leben. Der Horror entsteht nicht durch das, was offen gezeigt wird, sondern durch das, was zwischen den Zeilen lauert. Oft sind es Andeutungen, kleine Verschiebungen in der Realität, die das Unbehagen auslösen. Die Geschichten sind unterschiedlich lang und variieren in ihrer Intensität, aber sie teilen alle das gleiche Grundmotiv: das Grauen im Gewöhnlichen.
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Kapitel 7: Retro
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Kapitel 8: Online-Party
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Kapitel 9: Der Staubsaugerroboter
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Kapitel 10: ASMR
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Kapitel 11: KI-Bildgenerator
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Kapitel 12: Die Dating-App
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Kapitel 13: Menschwerdung
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Kapitel 14: Raum
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Kapitel 15: Neujahrssticker
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Kurzgeschichte 1: Die Zikade
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Reportage 1: Kabuki-Cho
Besonders gelungen fand ich die Geschichten rund um ASMR und den KI-Bildgenerator. Beide greifen Technologien auf, die viele von uns täglich nutzen und genau das macht sie so wirkungsvoll. Die Vorstellung, dass etwas so Vertrautes plötzlich kippt, hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Und tatsächlich finde ich ASMR egal auf welche Weise weder entspannend noch angenehm zu hören. Andere Geschichten, wie die mit dem Staubsaugerroboter, waren mir persönlich zu abstrakt und haben mich emotional weniger erreicht. Auch die Storys auf dem Dachboden und im virtuellen Meeting hätten aus meiner Sicht ein paar Seiten mehr vertragen, um ihre Wirkung voll zu entfalten. Dennoch bleibt der Band insgesamt stimmig und abwechslungsreich.
Meine Meinung
Der Manga liest sich erneut flüssig und atmosphärisch. Der Zeichenstil ist klar und düster, ohne ins Überzeichnete abzurutschen. Die Dialoge sind knapp gehalten und lassen Raum für Interpretation – was dem psychologischen Horror sehr zugutekommt. Der Stil bleibt nüchtern und direkt, was die Wirkung der Geschichten verstärkt.
Die Charaktere sind glaubwürdig und nahbar, auch wenn sie nur kurz begleitet werden. Ihre Reaktionen auf das Unheimliche sind nachvollziehbar, und gerade die Kürze der Geschichten sorgt dafür, dass man sich schnell in ihre Lage hineinversetzen kann. Manche Figuren bleiben etwas blass, was bei der Vielzahl an Storys aber verständlich ist.
Die Handlung ist abwechslungsreich und greift erneut aktuelle Themen auf. Einige Wendungen sind vorhersehbar, andere überraschen mit originellen Ideen. Besonders stark ist der Band dort, wo er mit dem spielt, was nicht gezeigt wird – das Unbehagen entsteht oft im Kopf des Lesers und wirkt lange nach.
Was diesen Band besonders auszeichnet, ist die Erweiterung des Horrorspektrums um digitale und mediale Elemente. Die Geschichten sind modern, relevant und schaffen es, mit wenigen Mitteln eine intensive Atmosphäre zu erzeugen. Der Manga bleibt sich treu, entwickelt sich aber gleichzeitig weiter.
Fazit
„Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan – Band 2“ ist eine gelungene Fortsetzung, die das Konzept des ersten Bandes aufgreift und sinnvoll erweitert. Die Geschichten sind kurz, pointiert und greifen aktuelle Themen auf, die viele Leser aus dem eigenen Alltag kennen. Wer psychologischen Horror mag, der sich langsam entfaltet und auf Andeutungen statt auf Blut setzt, wird hier fündig. Auch für Neueinsteiger ist der Band geeignet, da die Geschichten unabhängig voneinander funktionieren. Ich empfehle diesen Band allen, die Lust auf moderne, japanische Horrorgeschichten haben – mit einem Hauch technischer Realität und viel atmosphärischem Unbehagen.