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Gareth Edwards

Jurassic World: Die Wiedergeburt

Besetzung: Scarlett Johansson, Mahershala Ali, Jonathan Bailey, Rupert Friend, Manuel Garcia-Rulfo, Ed Skrein
Drehbuch: David Koepp (Jurassic Park (1993) und Vergessene Welt: Jurassic Park (1997))
Originaltitel (USA): Jurassic World: Rebirth
Universal Pictures, Amblin Entertainment (2025) | 134 Minuten
Format: Film | Genre: Action, Abenteuer, Science Fiction | FSK: ab 12
Handlung: Seit den Ereignissen auf Isla Nublar teilen sich Dinosaurier die Welt mit den Menschen – fünf Jahre später hat sich die Ökologie des Planeten allerdings stark verändert und die Dinosaurier sind gezwungen, sich in isolierte äquatoriale Umgebungen zurückzuziehen. Ein streng geheimes Expertenteam – darunter Zora Bennett (Scarlett Johansson), Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey) und Duncan Kincaid (Mahershala Ali) – wird auf eine abgelegene Insel entsandt. Ihr Ziel: genetisches Material der größten Dinosaurierarten zu sichern, um Herzmedikamente zu entwickeln, die Menschen länger leben lassen. 

Kurzbewertung

Handlung & Storytelling:

Schauspiel & Charakterdarstellung:

Regie & visuelle Umsetzung:

Drehbuch & Dialoge:

Sounddesign & Musik:

Gesamtbewertung:

Es ist ein Szenario, das das Herz eines jeden Abenteuer- und Science-Fiction-Fans höherschlagen lassen müsste: Ein Expertenteam, eine verlassene Insel, gefährliche und mutierte Dinosaurier. Dieser verheißungsvolle Mix wird noch mit einer zusätzlichen humanen Komponente angereichert, als die Experten auf dem Weg in ihr ungewisses Schicksal auf eine schiffbrüchtige Familie treffen. So viel sei vorweggenommen: Die Grundzutaten für ein packendes Kinoerlebnis sind zweifellos vorhanden.

Meine Erwartungen waren, zugegebenermaßen, hoch. Nicht zuletzt, weil die Besetzung vielversprechend klang und der Trailer ein visuell wie atmosphärisch dichtes Versprechen abgab. So groß war die Vorfreude, dass ich den Film sogar am Tag der Vorpremiere gesehen habe, bereit, mich in ein spektakuläres Dino-Abenteuer stürzen zu lassen. Wir hatten (Juli 2025) auch direkt das subtropische Feeling im Kinosaal, da die Klimaanlage nicht funktionierte.

Das Ergebnis ist, und das muss man fairerweise sagen, solides Popcornkino. Für einen unterhaltsamen Kinoabend mit spannenden Momenten und den erwarteten Actionszenen wird durchaus gesorgt. Die Bilder sind clean, die Effekte sitzen, und die Bedrohung durch die prähistorischen Kreaturen kommt auch nicht zu kurz. Doch genau hier setzt auch der leicht nagende Eindruck ein, der mich während und nach dem Film begleitete: Das Gefühl, dass hier die Chance vertan wurde, aus den exzellenten Zutaten ein wahrhaft großes, ein unvergessliches Kinoerlebnis zu zaubern.

Es fühlt sich an, als hätten die Macher schlichtweg Angst gehabt, zu viel zu machen. Die Handlung bewegt sich oft auf sicherem, vorhersehbarem Terrain. Konflikte werden angedeutet, aber nicht in ihrer vollen Tiefe ausgeschöpft; die Charaktere erhalten Skizzen von Backstories, doch eine echte emotionale Verbindung zum Publikum bleibt oft auf der Strecke. Selbst die Dynamik zwischen dem professionellen Expertenteam und der schiffbrüchtigen Familie, eine wunderbare Quelle für Konflikt- und Entwicklungspotential, wird nur oberflächlich abgeklopft. Man hätte hier viel mehr Reibung, mehr Zusammenwachsen und mehr moralische Grauzonen explorieren können.

Dieses Gefühl der Zurückhaltung führt unweigerlich zu einer weiteren Spekulation: Wollte man sich vielleicht einfach noch etwas für die nächsten Teile aufheben? Sollte dies der Auftakt zu einer Trilogie sein, dann riecht dieser erste Teil stark nach einem überlangen Prolog, der sein volles Potenzial bewusst zurückhält, um die wirklich großen Geschichten und Enthüllungen für die Folgeteile zu reservieren. Was aus franchise-strategischer Sicht nachvollziehbar sein mag, ist für den einzelnen Film als eigenständiges Werk ein handfestes Manko. Er fühlt sich an wie ein Versprechen auf etwas Großes, das erst in der Zukunft eingelöst werden soll, und nicht wie eine in sich abgeschlossene, runde Erzählung.

 

Inhalt (Achtung ggf. Spoiler!)

Die erzählerische Grundlage des Films ist gleichzeitig seine größte Stärke und seine tiefste Schwäche. Die Prämisse ist brillant: In einer nahen Zukunft hat sich die Ökologie der Erde so verändert, dass Dinosaurier nur noch in äquatorialen Rückzugsgebieten wie der Insel Saint-Hubert überleben können. Diese faszinierende Welt wird durch die Motivation des skrupellosen Pharmakonzerns ParkerGenix betreten, der die DNA der letzten Titanen – Mosasaurus, Titanosaurus, Quetzalcoatlus – für ein profitorientiertes Medikament stehlen will. Dieses Setting bietet von Haus aus Raum für tiefgreifende Fragen zu Ethik, Kapitalismus und unserem Verhältnis zur Natur.

Doch leider verpufft dieses immense Potenzial zugunsten einer rasanten Aneinanderreihung von Actionszenen. Die „Safari“ zu den drei Riesenspezies fühlt sich streckenweise wie das Abhaken einer Checkliste an. Jede Probe wird unter hohem Personalaufwand und mit spektakulären, aber letztlich vorhersehbaren Todesopfern erkauft. Die parallele Handlung der schiffbrüchtigen Familie Delgado bietet zwar emotionale Ankerpunkte, insbesondere durch Isabellas bezaubernde Freundschaft mit dem Aquilops namens Dolores, wirkt aber wie eine narrative Notwendigkeit, um die Laufzeit zu füllen und ein „Tier“ in die Runde zu werfen, dass sich im Marketing super auch an die Kleinen verkauft.

Die größte erzählerische Offenbarung geschieht dann auf der Insel selbst: Die Enthüllung, dass es sich bei dem Komplex um ein verlassenes InGen-Labor handelt, das mit gruseligen, fehlgeschlagenen Mutationen experimentiert hat. Dieser Twist ist fantastisch und verbindet den Film auf elegante Weise mit dem größeren „Jurassic“-Mythos. Die Kreationen – der furchterregende D-Rex (Distortus Rex) und die hinterhältigen Mutadons – sind logische und beunruhigende Konsequenzen dieser Experimente. Doch ihre Einführung geschieht so spät, dass ihre Bedrohung kaum Zeit zur Entfaltung hat. Das Finale im Komplex fühlt sich gehetzt an; die Konfrontationen, werden in einem actionlastigen Gefecht zusammengepresst.

Meine Meinung

Regie & Umsetzung:
Von Gareth Edwards, dessen Filme wie „Godzilla“ oder „Rogue One“ ich für ihren visuellen Mut und ihre einprägsame Atmosphäre schätze, hatte ich mir deutlich mehr erhofft. Sein neuer Film bleibt in der Inszenierung überraschend konventionell und scheut sich, die erwarteten neuen Wege zu gehen. Die Arbeit an sich ist fachlich zweifellos eine solide Leistung; die Actionszenen sind klar und verständlich inszeniert, die visuellen Effekte der Dinosaurier wirken durchweg überzeugend, und der Film erfüllt alle grundlegenden technischen Erwartungen. In der heutigen Zeit, in der das Publikum jedoch von großen Blockbustern oft auch eine unverwechselbare Handschrift erwartet, reicht diese handwerkliche Solidität allein nicht mehr aus. Es fehlt der ikonische Moment, die unerwartete Perspektive oder die düstere, packende Stimmung, die Edwards vorherige Werke auszeichneten. Der Film fühlt sich dadurch sicher an, aber auch etwas beliebig.

Schauspiel:
Ich finde, die Schauspieler haben zum großen Teil Erstaunliches aus ihren Figuren herausgeholt, obwohl das Drehbuch ihnen nicht die notwendige Tiefe mitgab. Was besonders heraussticht, ist die spürbare Chemie zwischen den Darstellern, die den Gruppenszenen eine angenehme Dynamik und Glaubwürdigkeit verleiht. Diese gelungene Ensembleleistung ist für mich ein so positives Element, dass ich mir den nächsten Teil allein deshalb bereits ansehen würde – in dieser Hinsicht bin ich vielleicht simpel gestrickt. Selbst die außerhalb des Films stattfindende Promotour machte den Eindruck, als hätte das Team echten Spaß an der Zusammenarbeit gehabt, eine positive Energie, die sich teilweise auf den Film selbst überträgt. Dass es den Darstellern gelingt, ihren Figuren trotz teils fehlender charakterlicher Entwicklung Leben einzuhauchen, ist eine beachtliche Leistung. Auffällig ist allerdings, dass der Fokus der Erzählung merklich auf der „No-Name“-Familie lag, obwohl man sich für das Expertenteam prominente Namen geangelt hatte. Nichtsdestotrotz wurde schauspielerisch das Beste aus der Situation und auch aus den durchaus flachen Dialogen herausgeholt.

Handlung:

Die Handlung erweist sich leider als der schwächste Punkt des Films. Sie folgt weitgehend vorhersehbaren Pfaden und schöpft das vorhandene Potenzial bei weitem nicht aus. Besonders enttäuschend ist das, wenn man bedenkt, dass man sich einen alt eingesessenen „Jurassic“-Autor für das Drehbuch gesichert hat. Statt innovativer Wendungen oder tiefgründiger Themen kreist die Erzählung meist nur an der Oberfläche. Teilweise zweifelte ich ernsthaft an der Intelligenz der Charaktere – entschuldige, aber wenn eine Figur wie Zora, die als militärisch erfahren und in einer Führungsposition dargestellt wird, bei jeder Dinosaurier-DNA erst in die Runde fragen muss, wie viele denn noch übrig seien, dann wirkt das schlicht unglaubwürdig. Das ist eine Situation, für die man nicht einmal beide Hände zum Zählen bräuchte.

Zwei Aspekte sind besonders schade: Zum einen der D-Rex, den ich in seinem Design sogar ganz „niedlich“ finde, der aber nicht annähernd den Raum bekommt, den er verdient hätte. Er hätte zu einem klassischen Schrecken werden können, einem Wesen, bei dessen Namen man bereits zu zittern beginnt. Stattdessen bleibt er eine Randerscheinung. Auf der Ebene der Dinosaurier-Darstellung und -Bedrohung hatten die Vorgängerfilme einfach mehr zu bieten. Zum anderen die Gewichtung der Handlungsstränge: Man hätte die gesamte Story um die Familie problemlos kürzen können, um den gewonnenen Raum für die viel interessantere Elemente im Finale zu nutzen. Die Möglichkeit, beispielsweise mehr Zeit mit Kincaid und Loomis in den verlassenen Forschungslaboren zu verbringen und die ganzen missglückten Experimente und ihre düstere Geschichte zu erkunden, wurde leider vertan. Hier lag das eigentliche, ungenutzte Potenzial für echte Spannung und originelle Gruselelemente.

Stärken & Schwächen

Das hat besonders gut funktioniert:
Besonders überzeugt haben für mich die Leistungen von Scarlett Johansson, Mahershala Ali und Jonathan Bailey als Kernteam der Expedition. Ihre schauspielerische Präsenz und die glaubwürdige Dynamik untereinander haben den Film maßgeblich getragen. Ebenso hervorzuheben ist die grundlegende Idee hinter den missglückten Experimenten und den daraus resultierenden Dinosaurier-Mutationen. Dieses Konzept barg ein enormes Potenzial für originellen Grusel und düstere Atmosphäre.

Das hätte besser sein können:
Genau an diesem Punkt liegt auch die größte vertane Chance: Man hätte viel mehr aus dieser hervorragenden Grundidee machen müssen. Mehr Hintergrundinformationen zu den Experimenten, mehr Einblicke in die verstörende Welt der Labore und vor allem deutlich mehr Screen-Time für die Dinosaurier selbst wären wünschenswert gewesen. Persönlich hätte ich mir zudem weniger Fokus auf die Familiengeschichte gewünscht. Muss wirklich immer ein Kind mit auf die Insel, das dann einen undurchdringlichen Plot-Armor besitzt und vor jeder Gefahr bewahrt wird? Ein mutigerer Umgang mit diesem Erzählmuster – der notfalls auch mal Konsequenzen hätte haben dürfen – wäre erfrischend gewesen.

Fazit

Am Ende hinterlässt dieser Film ein klares Gefühl der verpassten Gelegenheit. Er ist wie ein solide gebautes Haus, in dem man gerne wohnen könnte, bei dem aber die besonderen Extras und die persönliche Note fehlen, die es zu einem Zuhause machen.

Für wen ist dieser Film perfekt?
Dieser Film ist die ideale Unterhaltung für einen entspannten Filmabend, an dem man nicht zu viel nachdenken, sondern einfach nur solide Dino-Action genießen möchte. Sie eignet sich hervorragend für Fans des Franchise, die die Welt rund um Jurassic Park weiter erkunden wollen, ohne den narrativen Risiken eines völlig Neustarts ausgesetzt zu sein. Auch für alle, die das Schauspieler-Ensemble um Johansson, Ali und Bailey schätzen, lohnt sich der Blick.

Was war das Highlight?
Das unbestrittene Highlight waren die schauspielerischen Leistungen des Kernteams und ihre spürbare Chemie, die dem Film auch in schwächeren narrativen Momenten eine stabile Basis gab. Dazu kommt die äußerst vielversprechende und düstere Grundidee der missglückten InGen-Experimente, die leider nicht ihr volles Potenzial entfalten durfte.

Empfehlung?
Eine klare Sehempfehlung für alle, die unterhalten werden wollen, ohne übermäßig hohe Erwartungen an narrative Tiefe oder visuelle Innovation zu haben. Du bekommst, was du erwartest: handwerklich gut gemachte Actionszenen, imposante Dinosaurier und ein sympathisches Ensemble. Gehst du mit dieser Einstellung hinein, wirst du nicht enttäuscht. Erwartest du jedoch den mutigen, ikonischen Gareth Edwards oder ein bahnbrechend neues Kapitel des Franchise, wirst du wahrscheinlich das Gefühl haben, dass mehr möglich gewesen wäre. Es ist gutes Popcorn-Kino – nicht weniger, aber leider auch nicht viel mehr.

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